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Corny Littmann hält Mehrheit der Bundesligatrainer für homophob

GDN - In der Diskussion um schwule Profifußballer hat Corny Littmann den Deutschen Fußball-Bund kritisiert. Der Verband hatte in der vergangenen Woche die Broschüre "Fußball und Homosexualität" veröffentlicht.
Das Papier, das an sämtliche Vereine verschickt wurde, soll Klubs und Spielern einen Anhalt geben, wie das Outing eines schwulen Fußballers ablaufen solle und welche Dinge dabei zu beachten seien. Realitätsfern sei das, teilweise lächerlich und obskur. "Das Absurde an dieser Broschüre ist, dass sie sich an alle DFB-Mitglieder richtet. Heikel beim Thema Outing ist aber nicht der Amateurfußballer, der am Wochenende kickt und schwul ist. Tabu sind die, die in einem der 36 Profivereine spielen. Und da wird es in dieser Broschüre ja völlig obskur. Wenn ein Spieler sich outen will, soll er sich an die Vereinsverantwortlichen und Sponsoren wenden, ehe er an die Öffentlichkeit geht? Das ist fern jeder Realität", sagt Littmann im Interview mit der "Welt am Sonntag". Der ehemalige Präsident des FC St. Pauli und seit mehr als 40 Jahren offen schwul lebende Theaterchef unterstellte den Autoren des Prospekts zwar eine gute Absicht, warf ihnen aber gleichzeitig eine mangelhafte Umsetzung vor: "Gut gemeint ist nicht gut gemacht. Ich glaube, es ist den Heterosexuellen, die daran mitgearbeitet haben, überhaupt nicht bewusst, was es heißt, 24 Stunden lang im vorauseilenden Gehorsam seine sexuellen Neigungen zu verbergen. Die Vorstellung, dass ein Spieler zum Trainer, Mannschaftskapitän oder Präsidenten geht, ist absurd und irreal. Er wird das niemals tun. Sollte diese Broschüre überhaupt ein schwuler Spieler lesen, wird er die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und fragen: Seid ihr eigentlich völlig bekloppt?" Der 60-jährige Unternehmer regte vielmehr die Einstellung eines professionellen, hauptamtlichen Vertrauensmanns bei jedem der 36 Profiklubs an: "So eine Mischung aus Psychologe, Sozialarbeiter und Ombudsmann. Bei dem klar ist, dass das, was ich ihm erzähle, keinen erreicht, solange ich das nicht will. Ähnlich einer ärztlichen Schweigepflicht. Das kostet Geld, und das Vertrauen muss man sich auch erst erwerben. Aber ich halte das für unbedingt erforderlich." Die Gründe, dass es bis heute keinen bekennenden Homosexuellen im deutschen Profifußball gibt, liegen laut Littmann auch in der Angst vor Repressionen durch ausländische Mitspieler und dem Verlust des Arbeitsplatzes. Ein weiterer Punkt sei die schwulenfeindliche Einstellung der Trainer. Littmann unterstellt mehr als der Hälfte der aktuellen Bundestrainer homophobe Gedanken. Insofern erwarte er in nächster Zeit kein Outing eines aktuellen Bundesligaspielers. "Die Spieler werden einen Teufel tun, sich zu outen. Es ist sehr viel wahrscheinlicher, dass drei, vier Profis, die ihre Karriere beendet haben oder kurz davor sind, sagen: ,Ja, wir sind schwul.`" Dennoch bot er seine generelle Mithilfe an, sollte ein Spieler einen entsprechenden Entschluss gefasst haben: "Selbstverständlich bin ich jederzeit bereit, einem Spieler mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Wo immer er auch herkommt. Ich weiß, was es bedeutet, öffentlich schwul zu sein, und kenne die Szenerie innerhalb eines Profivereins. Aber generell dazu raten würde ich nicht."
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