Sport

Im Galopp durch die Lüneburger Heide

“Heidedistanz“ feiert Jubiläum


(Quelle: © Mario Graß)
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GDN - Zum bereits 40. Mal traten am vergangenen Wochenende zahlreiche Reiter mit ihren Pferden zur “Heidedistanz“ an. Der Traditionsritt führte die Teilnehmer von der Ortschaft Bergen (bei Celle), über eine Strecke von 160 km, zu ihrem Ziel nach Brackel (etwa 30 km südlich von Hamburg).
Seitdem der Rechtsanwalt und Pferdeliebhaber Dr. Kurt Seegers von den sogenannten “100-Meilern“ in den USA gehört hatte, begleitete ihn die Vision, solch einen Ritt auch in Deutschland zu realisieren. Der Start sollte in seiner Heimatstadt Hamburg erfolgen. Nach einer Strecke von 160 km, was in etwa 100 Meilen entspricht, würden die Reiter in Hannover ihr Ziel erreichen. Nach einem Proberitt im Jahre 1973, bei dem er die damals unvorstellbare Strecke innerhalb von 3 Tagen bewältigte, wagte Seegers im Folgejahr das Bravourstück und veranstaltete die erste “Heidedistanz“. Seitdem findet der Ritt jährlich statt und entwickelte sich zu einem festen Termin im Kalender der deutschen Distanzreiter.
Knapp 60 Teilnehmer aus ganz Deutschland, sowie ein Team aus den Niederlanden, fanden sich mit ihren Helfern im Verlauf des Freitags am Rittergut in Feuerschützenbostel ein. Das Zusammentreffen erinnerte an eine herzliche Familienzusammenkunft, denn viele der Angereisten treffen sich hier alljährlich bei “der Heide“, wie sie den traditionsreichen Ritt durch den Naturpark im Norden Deutschlands nennen.
Ankunft in Feuerschützenbostel
Quelle: © Mario Graß
Tierärztliche Untersuchung
Quelle: © Mario Graß
Warten auf den großen Moment
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Nervosität und Vorfreude vor dem Start
Quelle: © Mario Graß
Als gegen 23:00 Uhr der leichte Regen aussetzte und die Wolken die Sicht auf den Mond freigaben, tauchte dieser die umliegenden, verschlafen wirkenden Wiesen, in ein fahles bläuliches Licht. Zunächst fast unmerklich wurde es lebhafter rund um die zahlreichen Zelte, Wohnmobile und Pferdeanhänger. Es wurde eifrig gepackt, Streckenkarten wurden studiert, Pferde gesattelt und die ersten Teilnehmer trabten einige Meter, um sich und ihr Pferd an die Dunkelheit zu gewöhnen.
Start bei Fackelschein
Quelle: © Mario Graß
Die Spannung und Nervosität stieg nun spürbar. Nicht nur die enorme Streckenlänge, insbesondere das nächtliche Reiten, flößte den Startern merklich Respekt ein. Immerhin mussten in der Vergangenheit bereits verschollene Reiter mit Polizeihubschraubern gesucht werden, bis sie nach zwei Tagen in den Weiten der Südheide aufgespürt wurden. Exakt um Mitternacht erfolgte dann das Startsignal. Im stimmungsvollen Fackelschein machten sich die Teilnehmer auf ihren langen Weg durch die Lüneburger Heide. “Oh ist das toll!“, hörte ich noch eine Reiterin aufgeregt ausrufen, bevor die Dunkelheit des Waldes sie verschluckte.
Erfreulicherweise steht bei der “Heidedistanz“ das Wohl von Reiter und Pferd im Vordergrund. Der Streckenverlauf sieht mehrere Pausen für Mensch und Tier vor. Entgegen den üblichen internationalen Regularien wird bei der “Heidedistanz“ jeder Reiter gewertet, dem es gelungen ist, die halbe Strecke mit gesundem Pferd zu absolvieren. Ab dieser 80km-Marke können die Teilnehmer an jedem der vorgesehenen Stopps freiwillig aus dem Rennen aussteigen, ohne aus der Gesamtwertung herausgenommen zu werden.
Bei der Ermittlung der Sieger steht nicht alleine die Gesamtzeit im Fokus. Wertungsgrundlagen sind darüber hinaus auch die absolvierten Meilen und vor allem auch die Gesundheit des Pferdes, die nicht nur während des Rittes durch Tierärzte überprüft wird. Auch am Folgetag des Rennens werden die Pferde erneut gründlich untersucht, um sicherzustellen, dass sie das Rennen gut überstanden haben. Erst wenn diese letzte Hürde genommen ist, werden die Sieger gekürt. Die Heidedistanz stellt damit einen erfreulichen Gegenpol zu anderen Sport- und Reitveranstaltungen dar, bei denen das Jagen nach Rekorden zunehmend im Vordergrund steht, mit oftmals bedauerlichen Folgen.
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Um etwa 2 Uhr wurden die Pferde zum ersten Mal auf einer weitläufigen Wiese am Waldrand dem Tierarzt vorgeführt. Die vom mittlerweile hellen Mondlicht beleuchteten Nebelschwaden sorgten dabei für eine geradezu magische Stimmung. Nach einer halbstündigen Pause machten sich die äußerst konzentriert wirkenden Reiter wieder auf ihren Weg durch die Nacht.
Am frühen Morgen war das Feld bereits weit auseinandergezogen. In den folgenden Stunden stiegen die Temperaturen schnell und nahmen mit Leichtigkeit die 30°Grad-Hürde. Die Hitze machte zunehmend Pferden, Reitern, aber auch den Betreuern, die in überhitzten Autos von Station zu Station eilten und unzählige Liter Wasser für die durstigen Vierbeiner herbeischaffen mussten, zu schaffen. Die Umstände zwangen nach und nach mehr Teilnehmer zum Ausstieg aus dem Rennen.
Der Tag bricht an
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Die zunehmende Hitze macht zu schaffen
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Am Zielort wurden die wenigen, im Rennen verbliebenen Reiter, von ihren Betreuern und interessierten Zuschauer gespannt erwartet. Gegen 17:30 Uhr sah man dann endlich in der Ferne trockenen Staub aufwirbeln. Die ersten Reiter näherten sich dem Ziel. Am Ende gelang sieben Teams die Bewältigung der Gesamtstrecke. Nicht wenige der Reiter hatten beim Erreichen der Ziellinie mehr als nur eine Träne in den Augen. Überwältigt von den eigenen Emotionen, dem Schlafmangel, dem Kampf gegen die Hitze und den bewegenden Erlebnissen der Nacht, übergaben sie erschöpft die Pferde ihren Betreuern.
Als sich am späten Samstagabend die Teilnehmer zusammenfanden, wurde deutlich, dass bei der “Heidedistanz“ das Miteinander im Vordergrund steht. Gemeinsam wurden Dias von vergangenen Distanzritten betrachtet und die angereisten Veteranen erzählten bis in die tiefe Nacht von ihren Erlebnissen in den 80er Jahren, so wie es die diesjährigen Teilnehmer sicherlich auch tun werden, wenn die Heidedistanz im Jahr 2043 hoffentlich ihr 70. Jubiläum feiern wird.
Im Zentrum steht das Miteinander von Mensch ...
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... und Tier
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Den ersten Platz, mit der besten Gesamtzeit, teilten sich Gabi Heinrich auf Maktoum al Thawi und Ruth Kleemann auf Adara. Beide erreichten nach 13 Stunden und 5 Minuten gemeinsam das Ziel. Den Konditionspreis, der von den eingesetzten Tierärzten verliehen wurde, und das Team ehrt, dessen Pferd im Verhältnis zur erbrachten Leistung, den besten Gesamteindruck hinterließ, errang SK Maya von Frauke Stöver. Doch Sieger waren eigentlich alle. Gewonnen haben alle, die angetreten sind, um gemeinsam mit ihrem Pferd etwas Abenteuerliches zu erleben und ein einzigartiges Wochenende mit Gleichgesinnten zu verbringen.
Ruth Kleemann & Adara
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Gabi Heinrich & Maktoum al Thawi
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Frauke Stöver & SK Maya
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