Sport
Debatte um Staats-Doping in Westdeutschland läuft an
GDN -
Nach dem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" über angeblich staatlich gefördertes Doping im Westdeutschland der 1970er Jahre läuft die Debatte in den am Montag erscheinenden Zeitungen richtig an. Dagmar Freitag (SPD), Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag, kritisierte den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB).
"Bestimmte Kräfte" hätten seit Monaten mit Verweis auf Datenschutzprobleme versucht, die Veröffentlichung der Untersuchung "zu verzögern oder sogar zu verhindern", sagte die Sportpolitikerin im Gespräch mit der Westfalenpost (Montag-Ausgabe). Der DOSB sei nach Aussagen seines Generaldirektors Michael Vesper zwar der Initiator der Studie, zeige im Moment aber "nur verhaltenes Interesse an den endgültigen Ergebnissen". Freitag forderte, dass die Namen aller am Doping Beteiligten veröffentlicht werden müssten, und zwar nicht nur der Sportler selbst, sondern auch der Trainer und Funktionäre. Es habe jedoch den Anschein, "dass da nun einige darüber erschrocken sind, was auf den Tisch kommen würde". Dem damaligen für den Sport zuständigen Innenminister Hans-Dietrich Genscher riet Freitag, seine Erinnerungen "noch einmal zu überprüfen". Genscher hatte der "Bild am Sonntag" gesagt, er halte es für "völlig ausgeschlossen", dass Politiker vor Olympia 1972 in München Doping-Druck auf bundesdeutsche Sportler ausgeübt haben. Christoph Bergner (CDU), parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium, forderte eine konsequente Aufklärung der Vergangenheit. "Wir als Ministerium sind an einer lückenlosen Aufarbeitung des Themas interessiert", sagte er der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Montag-Ausgabe). Er forderte ausdrücklich, "dass gleiche Maßstäbe für Ost wie für West" zu gelten hätten. Bergner hält trotz der neuen Erkenntnisse die Dopingpraxis in Ost und West nicht für vergleichbar. "Doping im Osten war hochorganisiert, der Sport war Staatsplanaufgabe." Finanzielle Mittel seien direkt über das Ministerium für Staatssicherheit geflossen, die Sportler hätten in einem extremen Abhängigkeitsverhältnis gestanden. "Das hat es so im Westen sicherlich nicht gegeben", so Bergner, "aber Doping hatte auch dort staatliche Aufmerksamkeit. Und es sind Mittel geflossen, um Manipulationsmöglichkeiten zu erforschen." Erik Eggers, einer der Mitarbeiter der Studie "Doping in Deutschland von 1950 bis heute", fordert den Bundestag auf, sich in die Aufarbeitung der deutschen Dopingvergangenheit einzuschalten. Das schreibt Eggers einem Beitrag für den Berliner "Tagesspiegel" (Montagausgabe).
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