Sport
Umstrittene Doping-Studie veröffentlicht
GDN -
Nach monatelangem Zögern ist am Montag der Bericht von Forschern der HU Berlin und der Universität Münster auf der Internetseite des Bundesinstitutes für Sportwissenschaft veröffentlicht worden. "Die Dopinggeschichte in Westdeutschland reicht weit zurück, man kann sagen: bis in die Anfänge der Bundesrepublik Deutschland. Schon relativ früh werden die Anfänge des Missbrauchs verbotener leistungssteigernder Mittel im Spitzensport sichtbar", schreiben die Forscher zu Beginn der Zusammenfassung.
In der Sportpraxis kamen Amphetamine bis 1960 im deutschen Sport nicht nur im Radsport oder in der Leichtathletik zum Einsatz, sondern ab Ende der 1940er Jahre auch im deutschen Fußballsport. Später seit immer systematischer gedopt worden, und zwar nach Angaben der Forscher nicht - wie oft behauptet - wegen des Erfolges des DDR-Sports. Statt dessen habe es bereits während der "präanabolen Phase" in der Bundesrepublik verbreitete Hormon-Dopingpraktiken gegeben. Ab den 1970er Jahren ergebe sich ein Bild breiter gelagerten Missbrauchs. Die Forscher kommen für die Zeit der 1970er und 1980er Jahre zu dem Schluss, dass unter dem Deckmantel von wissenschaftlicher Arbeit ein verdeckter Versuch systemischen Dopings erfolgt sei, "der die Sphäre von Grundlagenforschung hinter sich gelassen hatte". Insgesamt könne als gesichert angenommen werden, dass der Kreis der Mitwisser groß gewesen sei: "Im Sport waren dies die Spitzen im DSB und NOK, der BA-L, das BISp und über die Anwesenheit der BMI-Vertreter letztlich auch die Fachaufsicht", heißt es im Bericht. "Dabei koordinierte das BISp Forschungen mit Anabolika, Testosteron und anderen für Dopingzwecke geeigneten bzw. als geeignet eingeschätzten Substanzen." Für die Zeit nach der Wiedervereinigung bis zum Jahr 2007 konnten die Wissenschaftler nach eigenen Angaben nur bedingt Daten auswerten. So bleibe die Frage ungeklärt, ob die Sportmedizin bei den umstrittenen Testosteron-Forschungen auch nach 1990 noch Steuermittel erhielt. Dies liege einerseits daran, dass viele Dokumente mit einer Sperrfrist von 30 Jahren versehen seien, und außerdem viele Verantwortliche in den Verbänden oder in anderen relevanten Institutionen noch aktiv seien. "Anders gesagt: Von Personen, die möglicherweise in der Frage des Dopings belastet sind, kann i. d. R. Mitarbeit bei der Doping-Aufklärung nicht bzw. nur bedingt erwartet werden", heißt es. "Further research is needed" resümieren die Wissenschaftler am Ende.
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