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Weite Sprünge - Glückliche Fans

Skisprung Weltcup in Willingen


Kamil Stoch siegt vor S. Freund und J. Damjan (Quelle: heldmann-images)
Gregor Deschwanden fliegt ins Strycktal
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GDN - An der Willinger Mühlenkopfschanze ging der Weltcup am Samstag in die zweite Runde. Das Einzelspringen hatte mehrere Highlights: Einen überglücklichen Gewinner Kamil Stoch (POL), einen ebenso jubelnden Severin Freund auf Platz 2 und einen eingestellten Schanzenrekord durch Jurij Tepes (SLO).
Der neue Kampfrichterturm - hier tagt die Jury
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Die 15.500 Zuschauer im Strycktal kamen jedenfalls an diesem Samstag auf ihre Kosten. Auch wenn es anfangs nicht so toll aussah. Pünktlich gegen Mittag kam der angekündigte kräftige Schneefall und mit ihm kräftiger und böiger Wind. An ein Skispringen war unter diesen Umständen nicht zu denken. Gegen 14.40 Uhr stellte der deutsche Cheftrainer Werner Schuster Windböen mit bis zu 4 km/sec fest. Die Jury traf unter diesen Umständen die einzig sinnvolle Entscheidung: Sie strich den eigentlich für 15 Uhr angesetzten Probedurchgang. Die Zuschauer, die zum Teil zu diesem Zeitpunkt bereits seit zwei Stunden im Stadion ausharrten ließen sich ihre gute Laune davon aber nicht vermiesen, zumal die Wetterprognosen Besserung versprachen.
Die "Free Wiilis" sorgen für perfekten Anlauf
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Und tatsächlich, gegen 15.40 Uhr ließ die Wettkampfleitung eine Reihe von Vorspringern hinunter. Die Verhältnisse waren stabil, es gab sogar leichten Aufwind. Der schwache Schneefall störte nicht, sorgte nur dafür, dass das Pustekommando zwischen den einzelnen Springern die Anlaufspur freihalten musste. Pünktlich um 16 Uhr konnte der Wettbewerb, der live im Ersten und bei Eurosport übertragen wurde, beginnen. Das Warten hatte sich gelohnt.
Markus Eisenbichler überzeugt im ersten Durchgang
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Schon im ersten Durchgang gab es immer wieder Jubelstürme, die aus dem Tal den Hang hoch getragen wurden. Es waren nicht nur die zahlenmäßig größte Gruppe, die deutschen Fans, die jubelten, etwa beim siebzehnten Springer, Markus Eisenbichler (TSV Siegsdorf), der mit 144 Metern einen der weitesten Sprünge des Tages stand. Grund zum Jubeln hatten auch die ausgesprochen zahlreich nach Nordhessen angereisten polnischen Fans. Mit Kamil Stoch belegte der Beste aus ihrer Mannschaft Platz 2 im ersten Durchgang. Er sprang zwar “nur“ 139,5 Meter, hatte aber einige Abzüge bei den Kompensationspunkten weniger als der Deutsche und klassifizierte sich nach dem ersten Durchgang auf Platz 2.
Jurij Tepes stellt Schanzenrekord ein
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Den größten Jubel gab es jedoch bei den Fans der Slowenen. Dieses Team hatte im Vorjahr, damals noch etwas überraschend, den damals ausgetragenen Teamwettbewerb in Willingen gewonnen. In diesem Jahr sind sie dagegen aus dem favoritenkreis im Weltcup nicht mehr wegzudenken. Aber Samstag war es aber nicht der in der aktuellen Gesamtwertung Führende Peter Prevc, sondern sein Teamkollege Jurij Tepes, der alle überstrahlte. Mit 152 Metern stellte er den Schanzenrekord des Finnen Janne Ahonen ein und holte sich Platz 1 der Zwischenwertung. Platz 3 ging an den sehr beständigen Oldie, den 42-jährigen Noriaki Kasai (JPN). Dahinter klassifizierten sich gleich drei Deutsche: Severin Freund, Andreas Wellinger und Marinus Kraus. Ein spannender Finaldurchgang der besten Dreißig war vorgezeichnet.
Peter Prevc bleibt im Weltcup vorne
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In diesem Durchgang waren es vor allem die slowenischen Springer, die eine dichte Mannschaftsleistung demonstrierten. Jernej Damjan (Platz 7 im ersten Durchgang) sprang 150,5 Meter weit und damit am Ende auf Platz 3. Außerdem wurde er mit 2000 Euro als “Man oft he day“ ausgezeichnet, weil er der bestplatzierte Qualifizierer war. Robert Kranjec verbesserte sich mit einem 150 m-Satz vom sechzehnten auf den fünften Platz. Und Prevc gelang fast das gleich Kunststück: Er kletterte von 14 auf 7 (145,5 m).
Severin Freund jubelt über Platz 2
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Doch den Sieg machten andere unter sich aus. Severin Freund legte vor; unter dem ohrenbetäubenden Jubel sprang er nach 139 Metern im ersten nun auf 147,5 Meter. Dann kam Noriaki Kasai. Seine 140 Meter reichten nicht, um Freund und Damjan zu gefährden - Platz 4. Blieben noch Kamil Stoch und der Rekordspringer Jurij Tepes. Stoch sprang als Vorletzter und kam mit 145,5 Metern zwei Meter eher als Freund im Willinger Schnee auf. Doch in der Addition beider Durchgänge lag er einen Punkt vor dem Deutschen. Als letzter sprang Tepes. Dieses Mal gelang ihm der Satz nicht so gut wie zuvor, rutschte mit 137 Metern auf Platz 6 in der Endwertung ab.
Der Sieger: Kamil Stoch (POL)
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Damit stand fest: Der Sieger kommt aus Polen und Stoch rückt damit in der Weltcupwertung bis auf 27 Punkte an Prevc heran. Schon am Sonntag könnte es dort an der Spitze einen Wechsel geben. Platz 2 holte sich Severin Freund, der sich über sein erstes Podest seit drei Monaten freute wie über einen Sieg. Und das Podest vervollständigte, wie erwähnt, Jernej Damjan. Andreas Wellinger (8.) Markus Eisenbichler (11.), Marinus Kraus (12.), Michael Neumayer (14.), Richard Freitag (16.) und Andreas Wank (23.), der am Vortag noch die Qualifikation gewonnen hatte, stimmten Bundestrainer Werner Schuster mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung zufrieden.
Martin Schmitt mit Werner Schuster (Cheftrainer)
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In der Pause zwischen den beiden Durchgängen verabschiedete sich Martin Schmitt von seinen Fans. Gerade bei einigen der inzwischen aus dem Teeniealter entwachsenen langjährigen Fans sah man die ein und andere Träne rollen. Martin Schmitt wurde mit dem Sportehrenzeichen in Gold aus den Händen von DSV-Präsident Dr. Franz Steinle ausgezeichnet. "Was Boris Becker für das Tennis war, warst du für das Skispringen. Du hat einen Boom ausgelöst", sagte Steinle. Und von seinem Sponsor erhielt er eine übergroße Tafel Schokolade; die wird wahrscheinlich so lange reichen, wie die Karriere dieses deutschen Skisprungidols gedauert hat.
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