Sport

Machs noch einmal, Kamil!

Skisprung Weltcup in Willingen


Beste Bedingungen für wweites Einzelspringen (Quelle: heldmann-images)
Severin Freund, Kamil Stoch, Peter Prevc (v.l.)
(Quelle: heldmann-images)
GDN - Zwei Siege, 16.200 Euro Preisgeld, Führung im Gesamtweltcup - so sieht die makellose Willingen Bilanz des polnischen Skispringers Kamil Stoch aus. Aber auch Severin Freund versilberte sich das Wochenende mit zwei zweiten Plätzen.
Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier
Quelle: heldmann-images
Der Sonntag, dritter Tag des Skisprung Weltcups im nordhessischen Willingen, machte seinem Namen alle Ehre. Sonnenschein, einige dünne Wolken, angenehme Temperaturen und beherrschbare Windverhältnisse. Bei diesen äußeren Bedingungen stand einem Skisprungfest nichts entgegen. Erneut waren rund 14.000 Zuschauer in das Strycktal gereist, um bei diesem Wintersportspektakel dabei zu sein. Nach dem Sieg des besten polnischen Springers Kamil Stoch am Samstag schien die Zahl der polnischen Fahnen noch größer geworden zu sein.
Haltungsnoten (hier Kasai) entscheiden mit
Quelle: heldmann-images
Im pünktlich um 13 Uhr begonnen Qualifikationsspringen wurde schnell deutlich, dass an diesem Tag der von Jurij Tepes am Vortag eingestellte Schanzenrekord nicht in Gefahr war. Was aber nicht bedeutete, dass der Wettkampf weniger spannend war, denn allein die reine Sprungweite ist es längst nicht mehr, die über Sieg und Niederlage entscheidet. Durch Kompensationspunkte, die das Startgate ebenso berücksichtigen wie die aktuellen Windverhältnisse, wird eine größere Gerechtigkeit in die Wertung gebracht. Es gewinnt also nicht unbedingt der, der den weitesten Satz macht, sondern derjenige, der unter den gegebenen Bedingungen das Beste herausholt. Daneben gibt es natürlich auch weiterhin die Wertungspunkte der Kampfrichter für die technische Ausführung von Sprung, Flugphase und Landung.
Freude bei kamil Stoch nach der Landung
Quelle: heldmann-images
Im ersten Wertungsdurchgang wurde dies zum Beispiel bei den ersten Dreien sichtbar. Zwar hatte Kamil Stoch mit 147 Metern den weitesten Sprung, er hatte aber mit 0,7 m/sec Aufwind auch die besten Windbedingungen. dafür erhielt er einen Malus von 8,2 Punkten. Das reichte letztlich für Platz 2. Peter Prevc wurden bei seinen 145,5 Metern und nur halb so kräftigem Aufwind und bei ansonsten vergleichbaren Noten 4,2 Punkte abgezogen: Platz 1. Und Severin Freund (141,5 m) als Dritter hatte leichten Rückenwind, dafür bekam er ein Gutschrift von 1,7 Punkten. Seitdem nicht nur für die TV-Zuschauer eine virtuelle Linie am Hang eingeblendet wird, die diese Aspekte berücksichtigt, sondern diese Technik auch am Sprunghang eingezogen ist, ist auch für die Zuschauer im Stadion schon bei der Landung ersichtlich, ob die erreichte Weite ausgereicht hat, in Führung zu gehen.
Thomas Diethart war erneut bester Österreicher
Quelle: heldmann-images
Auf den weiteren Plätzen landeten im ersten Durchgang der faszinierende Japaner Noriaki Kasai (141 m), der Sieger der Vierschanzentournee Thomas Diethart (AUT, 135,5 m9 und Daiki Ito (138,5 m), ein zweiter konstant stark springender Japaner. Mit Richard Freitag (Platz 9) und dem Zehnten Andreas Wank kamen zwei weitere Deutsch zur Freude des Publikums unter die Top-Ten. Die am Samstag mannschaftlich stark auftrumpfenden Slowenen waren dagegen etwas abgeschlagen.
"Man of the Day" Stefan Kraft
Quelle: heldmann-images
Die Entscheidung fiel wie üblich im zweiten Durchgang der besten Dreißig, die in umgekehrter Wertungsreihung nach dem ersten Springen in die Spur geschickt werden. Und hier gab es kräftige Verschiebungen. Vor allem die Slowenen zeigten, dass sie nach wie vor zu Medaillenkandidaten gerade in der Mannschaftswertung für Sotchi zählen. Schanzenrekordhalter Tepes sprang sich von Paltz 23 bis auf Platz 8 nach vorne. Einen großen Sprung nach vorne machte auch der Österreicher Stefan Kraft, der sich von 16 auf 7 verbesserte und damit Bester der nicht vorqualifizierten Springer wurde. dafür wurde er als “Man oft he Day“ mit eine Prämie von 2000 Euro belohnt.
Severin Freund, zweimal Zweiter in Willingen
Quelle: heldmann-images
Die Plätze davor machten aber die auch im ersten Durchgang vorne Platzierten unter sich aus, einzige Ausnahme: Robert Kranjec, ein weiterer Slowene, der mit 146,5 Metern am weitesten im Finaldurchgang kam und sich so um zwölf Ränge auf den fünften Platz verbesserte. Ito hielt Platz 6 ebenso wie Kasai den vierten. Severin Freund verbesserte sich mit 134 Metern bei leichtem Rückenwind auf Platz 2, während Prevc bei leichtem Aufwind zwei Meter weniger schaffte und auf den dritten Platz zurückrutschte. Der überragende Sieger hieß erneut Kamil Stoch. Mit 145 Metern und hervorragenden Noten lag er 13,5 Punkte vor Freund; im Skisprung mit Entscheidungen im Zehntelpunktebereich eine Welt.
Gute Stimmung bei den Skisprungfans
Quelle: heldmann-images
Aus Beobachtersicht war der Weltcup in Willingen ein voller Erfolg. Durch die Investitionen in den Kampfrichterturm und die permanente Fluchtlichtanlage ist die Schanze technisch in jeder Hinsicht besten ausgestattet. Das Wetter hat, anders als im Vorjahr, mitgespielt, es gab keine Unfälle bei den Springern und die Stimmung der 37.500 Zuschauer an den drei Tagen war fantastisch. Nur der Stadionsprecher hat nach Ansicht des Verfassers der Qualität der Veranstaltung nicht genügt. Anstatt mit permanent dröhnender Musik und flacher Kommentierung eine künstliche Partystimmung zu erzeugen, die vielleicht vor zehn, zwölf Jahren üblich war, hätte das inzwischen sehr sachkundige Publikum mehr fachliche Informationen, zu dem, was gerade passiert, verdient. Da könnte das oft gescholtene öffentlich-rechtliche Fernsehen mit seinen Kommentatoren durchaus einmal als Vorbild taugen.
Für den Artikel ist der Verfasser verantwortlich, dem auch das Urheberrecht obliegt. Redaktionelle Inhalte von GDN können auf anderen Webseiten zitiert werden, wenn das Zitat maximal 5% des Gesamt-Textes ausmacht, als solches gekennzeichnet ist und die Quelle benannt (verlinkt) wird.