Sport
Der Knoten ist geplatzt - Andre Greipel gewinnt Cyclassics
Deutscher Sieger beim Jubiläum
André Greipel gewinnt 20. Cyclassics (Quelle: heldmann.photography)
GDN -
Nach einem zweiten Platz im Vorjahr holte sich André Greipel beim Vattenfall Cyclassics Eliterennen im Massensprint nach 221 Kilometern auf der Hamburger Mönckebergstraße in diesem Jahr den Sieg. Er verwies den Vorjahressieger Alexander Kristoff und Giacomo Nizzolo auf die Plätze 2 und 3.
Die zwanzigste Auflage des höchstklassigsten Radrennens in Deutschland, das als einziger Wettbewerb zur UCI World Tour zählt, wurde erstmals nicht in Hamburg sondern in Kiel gestartet. Bevor es wie gewohnt in das Hamburger Stadtgebiet ging, mussten die über 200 gestarteten Profis erst einmal durch Schleswig Holstein fahren. Dabei erlebte der spätere Sieger bereits zehn Kilometer nach dem Start in Kiel eine Schrecksekunde. “Ich musste einen kurzen sanitären Stopp einlegen. Ein Kontrahent hat mich wohl übersehen und fuhr in mich hinein. Immerhin konnte ich weiterfahren, muss nun aber noch genäht werden.“, schilderte Greipel das Erlebnis. Weder die Blessur, noch sein im Verlauf des Rennens dezimiertes Team konnten den Deutschen von seinem unwiderstehlichen Zielsprint abhalten. “Mein Team hat mich großartig unterstützt und ich konnte mich bei Alexander (Kristoff) ans Hinterrad kleben. Im letzten Jahr hat er gewonnen, diesmal war ich dran, das geht schon in Ordnung“, freute sich Greipel in seiner ihm eigenen bescheidenen Art.
Vielleicht kam André Greipel auch entgegen, dass der Anstieg auf die Köhlbrandbrücke wegen der geänderten Strecke ganz entfiel und die 15%-Steigung am Waseberg statt vier-, wie in den letzten Jahren, nur dreimal zu bewältigen war. Auf einer Strecke mit vergleichbaren Profil holte sich Greipel 2014 in Baunatal ja bereits den Titel des Deutschen Meisters. Jedenfalls zeigte er sich auch bei den Bergwertungen immer im vorderen Teil des Hauptfeldes, anders als einige seiner Mitkonkurrenten. Marcel Kittel, der zum erweiterten Favoritenkreis zu zählen war, verlor bei der letzten Überfahrung des Wasebergs alle Chancen, als er den Kontakt zum Feld verlor und nur als 91. in das Ziel kam. Auch Toni Martin, der nach seiner Sturzverletzung bei der Tour de France in Hamburg wieder dabei war, spielte bei der Rennentscheidung keine Rolle (Platz 101). Mark Cavendish, ein weiterer Mitfavorit, hatte Pech, als er rund einen Kilometer vor dem Ziel in einen Sturz verwickelt war. So war der Weg bereitet für einen spannenden Zielsprint, bei dem Greipel sich wie schon oft in dieser Saison als der spurtstärkste Fahrer gegen starke Konkurrenten behauptete; neben Kristoff und Nizzolo distanzierte er auch den Sieger von “Rund um Köln“, den in dieser Saison wiedererstarkten Tom Boonen (Platz 4).
Zufrieden zeigte sich Kai Rapp, Vice President Deutschland beim Veranstalter Lagardère Unlimited Events, obwohl der bisherige Titelsponsor Vattenfall, wie schon im Vorjahr verkündet, mit der zwanzigsten Auflage der Cyclassics sein Engagement bei diesem Rennen beendete: “Wir können auf ein sehr erfolgreiches Veranstaltungsjubiläum blicken, das bereits viele neue und erfolgreiche Eindrücke bot. Insbesondere der Start in Kiel war ein Schritt in eine neue Richtung, der mit großem logistischen Aufwand verbunden war, allerdings auch mit tollen Bildern von der ARD und großem Interesse von Hunderttausenden Zuschauern belohnt wurde. Für die nächstjährige Veranstaltung werden wir auf Basis dieser Erfahrungen über viele Ansätze nachdenken und deren konkrete Planung zu gegebener Zeit präsentieren.“ Der Termin für die 21. Cyclassics, der 21. August 2016, steht zwar schon im Rennkalender der UCI, aber bis dahin werden die Veranstalter noch einiges zu tun haben. Die Suche nach einem neuen Hauptsponsor dürfte nicht einfach werden, wie auch der Frankfurt Marathon nach dem letztjährigen Ausstieg von BMW feststellen musste. Scheinbar fällt es in Deutschland schwer, für Sportarten jenseits von Fußball potente Geldgeber als Sponsoren zu interessieren. Bleibt zu hoffen, dass das für die Cyclassics gelingen wird, um das einzige Radrennen der UCI World Tour langfristig zu sichern, gerade jetzt, wo eine junge Generation deutscher Radsportler für einen enormen Auftrieb dieses Sports gesorgt hat und mit Giant Alpecin (Degenkolb, Kittel, Geschke) und Craft Bora-Argon 18 (mit dem Deutschen Meister Buchmann) sowie neuerdings mit dem Team CULT Energy - Stölting (u.a Fabian Wegmann und Linus Gerdemann) gleich drei deutsche Radteams in den beiden höchsten internationalen Klassen unterwegs sind.
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