Sport
Top-Ökonom: Bundesliga ohne Groß-Investoren nicht konkurrenzfähig
GDN -
Deutsche Profi-Fußballklubs verlieren nach Ansicht des Top-Ökonomen Henning Vöpel ohne das Geld professioneller Investoren international den Anschluss. "Die Vereine schaffen es ohne finanzkräftige Investoren nicht mehr, auf europäischer Ebene finanziell wettbewerbsfähig zu sein", sagte der Direktor des Hamburger Weltwirtschafs-Instituts (HWWI) der "Welt am Sonntag".
Der Institutschef verweist darauf, dass in der englischen Premier League die Fernsehrechte für drei Spielzeiten gerade für sieben Milliarden Euro verkauft worden seien. "Das sind gewaltige Summen. Und es sind viele finanzkräftige Investoren aus Asien und Nahost unterwegs, die gern in Vereine investieren würden, um in Europa über den Fußball strategisch Märkte zu erschließen", sagte Vöpel, der sich auch mit Sportwirtschaft beschäftigt. Diese Entwicklung setze schließlich alle Vereine unter Zugzwang: "Je mehr Vereine sich Investoren öffnen, desto weniger kann man es sich leisten, es nicht zu tun." In jüngster Zeit gab es Kritik, dass große Investoren bei mehreren Bundesligavereinen die Mehrheit der Stimmrechte besitzen, obwohl dies den Regeln der Deutschen Fußball-Liga (DFL) widerspricht. Bayer 04 Leverkusen, der VfL Wolfsburg und TSG 1899 Hoffenheim verstoßen gegen diese so genannte 50+1-Regel, spielen aber mit einer Ausnahmegenehmigung der DFL. Ausgelöst wurde die Debatte durch den rasanten Aufstieg des Fußballvereins RB Leipzig, der durch den Getränkehersteller Red Bull gegründet wurde und mit Millioneninvestitionen innerhalb von sechs Jahren von der fünftklassigen Oberliga bis in die zweite Bundesliga aufgestiegen ist. Zuletzt hatte der FC St. Pauli gefordert, Vereine, deren Mehrheit von großen Investoren gehalten wird, von der Verteilung der lukrativen Fernsehgelder auszuschließen. Diese Vereine hätten sich entgegen der Liga-Vorgaben in die Hände großer Investoren begeben und sich damit außerhalb der Solidargemeinschaft der Liga gestellt. Vöpel kritisierte diesen Vorstoß: "Ich finde die Argumentation von St. Pauli ehrlich gesagt nicht gerechtfertigt", sagte der Ökonom. "Die Vereine, um die es hier geht, befinden sich zwar im Mehrheitsbesitz von großen Konzernen, aber andere Vereine wie etwa Bayern München veräußern auch für viel Geld Anteile an Investoren. Die Vereine finanzieren sich mittlerweile zudem stark aus Merchandising und Sponsoring und nicht mehr überwiegend durch ihren Anteil an den Fernsehrechten." Das gelte auch für den FC St. Pauli.
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